Die neurologische
Untersuchung beginnt damit, eine möglichst präzise Schilderung der
Symptome zu geben.
Dabei ist es wichtig, z.B über die Art der Schmerzen (stechend,
dumpf, wie noch nie ...) und des zeitlichen Ablaufs (seit wann, wie oft,
wie lange ...?) wichtig.
Die Untersuchung beginnt am
Kopf und prüft die Augenbewegungen, Gesichts- und Halsmuskulatur, das Gefühl
im Gesicht, das Hören und Sehen, sowie die Beweglichkeit des Kopfes.
Danach folgen Tests des Gleichgewichtssystems und der Bewegungskoordination,
sowie der Arm- und Beinkraft auf der Untersuchungsliege.
Im Anschluß daran werden in entspannter Rückenlage die Reflexe und
das Gefühl an Armen und Beinen geprüft.
Die Untersuchung beginnt damit,
dass der Patient die Beschwerden aus seiner Sicht schildert.
Dabei verschafft sich der Arzt einen ersten Eindruck über
- das Bewusstseins
- das Denken
- der Konzentration
- die Auffassungsvermögens,
- die Stimmungslage
- den Antrieb
- die Motorik und Mimik.
Danach erst werden durch gezieltes
Nachfragen die störungsorientierte Abklärung weitergeführt.
Zusätzlich werden auch Informationen über Voruntersuchungen und Vorerkrankungen,
über das Vorliegen von seelischen Störungen in der Familie benötigt.
Um das Bild über die Erkrankung richtig beurteilen zu können, kann
es notwendig werden, noch Angaben von Angehörigen einzuholen. Entscheidend
ist, dass psychiatrische Untersuchung und Sichtweise des Menschen "ganzheitlich"
sind, also alle Faktoren, die krankheitsverursachend oder krankheitserhaltend
wirken, berücksichtigen.
So werden nicht nur die spezifische, individuelle Lebensgeschichte und Lebenssituation, die Symptomatik, die sozialen Bedingungen und die Persönlichkeitsstruktur berücksichtigt, sondern auch die organischen Faktoren und Auslöser.
Wenn die Diagnose feststeht,
bespricht der Arzt mit dem Patienten die weitere Behandlung.
Dazu können die Einnahme von Medikamenten, Gesprächstherapie wie auch
die Weiterbehandlung durch einen Psychotherapeuten gehören.
Auf die körperliche Untersuchung folgen je nach Beschwerden und Untersuchungsbefund ein bis mehrere apparative Untersuchungen.
Bei Kopfschmerzen, Bewustseinsstörungen, Schwindel wird meist eine Messung der Gerhirnströme (EEG = Elektroencephalographie) vorgenommen.
So werden bei Gefühlsstörungen, Lähmungen oder Schmerzen meist eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurographie) und/oder der elektrischen Muskelaktivität (EMG = Elektromyographie) notwendig sein.
Bei Verdacht auf Durchblutungsstörungen des Gehirns werden die Blutströmung der Halsgefäße (extrakranielle Dopplersonographie) und der Hirngefäße (transkranielle Dopplersonographie) mit Ultraschall gemessen werden.
Je nach Kombination der Untersuchungen können in manchen Fällen nicht alle Untersuchungen an einem Tag durchgeführt werden.
Wie das EKG (Elektrokardiogramm)
bei der Untersuchung des Herzens liefert das EEG Informationen über den
Ablauf elektrischer Entladungen im Gehirn.
Viele Erkrankungen des Gehirns gehen mit typischen Veränderungen dieser
elektrischen Aktivität einher.
Diese Veränderungen können entweder im ganzen Gehirn oder nur an einzelnen
Stellen nachgewiesen werden. Um die Veränderungen zu erfassen, müssen
daher an vielen verschiedenen Ableitpunkten der Kopfoberfläche Elektroden
angebracht werden.
ES wird zur Untersuchung
eine Haube aus einzelnen Gummisträngen auf den Kopf aufgesetzt, anschließend
werden die Ableitelektroden an bestimmten, über die Kopfoberfläche
verteilten Stellen befestigt. In ruhiger Umgebung wird der Patient gebeten zu
entspannen, und es wird mit geschlossenen Augen die Gehirnaktivität aufgezeichnet.
Zur Untersuchung gehört die wiederholte Augenöffnung und je nach Fragestellung
ein tiefes Ein- und Ausatmen. Bei bestimmten Fragestellungen kann zusätzlich
eine Stimulaton mit Lichtblitzen erforderlich werden (Fotostimulation).
Bei einer Bewegung eines Körperteils werden elektrische Impulse entlang der Nervenbahnen an die einzelnen Muskelzellen übertragen. Bei der Aktivierung der Muskelzellen werden ebenfalls elektrische Entladungen der Muskel-Zellwand ausgelöst, die sich in deren unmittelbarer Umgebung messen lassen. Diese Entladungen können gemessen werden, indem eine dünne Ableitnadel, an deren Spitze eine Ableitelektrode eingelassen ist, in den Muskel eingestochen wird.
Über die Messung der Aktivität einzelner Muskelzellen lassen sich so Aussagen über die Funktion der Muskelzellen selbst treffen und hierdurch Erkrankungen der Muskulatur erkennen und unterscheiden. Aber auch eine Schädigung des jeweiligen, den Muskel versorgenden Nerven läßt sich an der Veränderung der Impulse in Ruhe und bei Anspannung erkennen.
Bei der Untersuchung wird
in einen oder nacheinander in mehrere Muskeln die dünne Ableitnadel eingestochen.
Diese Nadel ist nur 1/10 so dick wie eine Kanüle zum Blutabnehmen und verursacht
wenn überhaupt - nur geringste Schmerzen.
Zunächst wird in entspannter Lage die sogenannte Spontanaktivität
des Muskels gemessen,
in einem gesunden Muskel herrscht hier weitgehende, elektrische "Stille".
Der Patient wird dann aufgefordert, den Muskel maximal anzuspannen. Jetzt kommt
es zu einem Feuerwerk elektrischer Impulse, die sich am Bildschirm, aber auch
akustisch über einen Lautsprecher in ihrer Menge und Form analysieren lassen.
In Einzelfällen wird dann noch der Patient zu einer nur leichten Anspannung
des Muskels aufgefordert. Die Impulse lassen sich jetzt einzeln abgrenzen und
werden ebenfalls in ihrer Form und Höhe beurteilt.
Entlang der Nervenbahnen werden
die Impulse vermittelt, die z.B. einen Muskel zur Aktivität veranlassen
(motorische Nervenfasern) oder dem Gehirn Wahrnehmungen am Körper melden
(sensible Nervenfasern). Motorische und sensible Nervenfasern verlaufen häufig
gemeinsam gebündelt in den einzelnen Nerven.
Durch elektrische Reizung der Nerven an geeigneter Stelle und Ableitung der
hierdurch künstlich
erzeugten Impulse an anderer Stelle läßt sich die Geschwindigkeit
der Nervenleitung berechnen.
Die Höhe des abgeleiteten Impulses gibt außerdem einen Hinweis auf
die Anzahl der beteiligten
und funktionsfähigen Nervenfasern. Es können sowohl am Arm als auch
am Bein verschiedene Nerven untersucht werden.
Bei Messungen am Ulnarisnerven werden am Kleinfingerballen Waffelelektroden
und am Ringfinger zwei Ringelektroden mit Klettband befestigt. Mit einer Reizelektrode
wird dann im Bereich von Handgelenk, Unterarm und über der sog. Ulnarisrinne
am "Musikantenknochen" jeweils ein elektrischer Reiz gesetzt. Der
Patient verspürt dabei jeweils ein leichtes Kribbeln, das zwar unangenehm,
aber nicht eigentlich schmerzhaft ist.
Der am Kleinfingerballen ankommende motorische Impuls sowie die am Ringfinger rückwärts laufenden sensiblen Erregungen werden registriert und ausgewertet.
Die Veränderungen der EEG - Kurve, die als Reaktion auf sensible oder sensorische Reize entstehen ( z.B. über die Hörbahn oder die Sehbahn) werden aufgezeichnet und vergrößert dargestellt.
Höhe (Amplitude) und zeitliche Verzögerung (Latenz) des Auftretens dieser "Potentiale" werden gemessen und geben Hinweise auf Schädigungen der Seh-, Hör- oder Gefühlsnerven und der jeweiligen Bahnen im Zentralnervensystem.
Visuell
evozierte Potentiale (VEP):
Der Patient fixiert einen Bildschirm, der ein blau-gelbes Schachbrettmuster
zeigt, das 1x pro Sekunde das Muster wechselt. Elektroden werden über der
Sehrinde des Gehirns am Hinterkopf beidseits befestigt und leiten die hier meßbare
Gehirnaktivität an den Auswert-Computer weiter.
Akustisch
evozierte Potentiale (AEP):
Der Patient trägt einen Kopfhörer, über den die beiden Hörnerven
nacheinander stimuliert werden. Hierzu werden auf der untersuchten Seite rasch
aufeinanderfolgende Klicklaute erzeugt, der Patient hört ein lautes Knattern.
Das andere Ohr wird gleichzeitig durch ein Rauschen vertäubt. Die Ableitung
erfolgt mittels Elektroden, die hinter dem Ohr am Kopf befestigt werden.
Somatosensorisch
evozierte Potentiale (SEP):
Je nach zu untersuchender Nervenbahn können elektrische Reize entweder
an der Hand oder am Fuß gesetzt werden. Hierzu werden Reizelektroden entweder
am Handgelenk oder hinter dem Fuß-Innenknöchel aufgesetzt und rasch
aufeinanderfolgende leichte Stromstöße erzeugt. Über den Gefühlsarealen
des Gehirns werden die hier eintreffenden Impulse beidseits abgeleitet und vermessen.
Jeder kennt das sich ändernde Geräusch eines vorbeifahrenden Polizeiwagens mit eingeschaltetem Martinshorn.
Schallwellen, die von einem sich bewegenden Objekt ausgehen, ändern ihre Frequenz je nach Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit des Objekts. Dieser sogenannte "Dopplereffekt" wird genützt, um mit Ultraschallwellen die Fließgeschwindigkeit der Blutkörperchen in den Arterien zu ermitteln.
So lassen sich Gefäßverengungen - sogenannte "Stenosen" - auffinden, die Ursache von Durchblutungsstörungen im Gehirn sein können.
Mit dieser Methode werden die Hals und Nackenschlagadern untersucht.
Um eine bessere Schallübertragung
ins Gewebe zu erreichen, wird ein Gel auf die Haut aufgetragen. Die Sonde wird
zunächst am Hals aufgesetzt und der Gefäßverlauf der verschiedenen
Halsarterien durch langsames Verschieben der Sonde verfolgt.
Die dem Blutfluss entsprechende Änderung der Ultraschall-Frequenz wird
auf einem Bildschirm dargestellt und ist gleichzeitig als ein pulsierendes Rauschen
zu hörent. Beides wird vom Untersucher im Hinblick auf krankhafte Veränderungen
ausgewertet.
Mit dieser Ultraschalluntersuchung werden die Schlagadern im Gehirn untersucht.
Hier dient die Schallsonde
abwechselnd als Sender und Empfänger ("gepulster Doppler"). Die
Zeitmessung zwischen Absenden und Rückkehr der Schallimpulse ermöglicht
einen Rückschluß auf die Entfernung schall-reflektierender Objekte.
Man kann so die Messung des Blutstroms auf eine bestimmte Tiefe eingrenzen.
Die Sonde wird an der Schläfe aufgesetzt, wo der Schädelknochen bei
den meisten Menschen relativ dünn ist. Durch Veränderung der Meßtiefe
kann man nun schrittweise den Verlauf eines Gefäßes im Gehirn bis
in eine Tiefe von 10 cm und mehr verfolgen.
Diese Untersuchung wird nicht in der Praxis sondern im Krankenhaus durchgeführt.
Gehirn und
Rückenmark schwimmen frei in einem Flüssigkeitsraum, der sich vom
Schädelinneren bis zur Lendenwirbelsäule erstreckt.
Ähnlich den Blutveränderungen bei Krankheiten des Körpers kommt
es zu meßbaren Veränderungen dieser Flüssigkeit - dem sogenannten
"Liquor" - bei vielen Erkrankungen des Zentralnervensystems.
Da das Rückenmark nur bis zum 1. Lendenwirbelkörper reicht, der Liquorraum
sich aber noch über die ganze Lendenwirbelsäule fortsetzt, ist im
unteren Teil eine Liquorentnahme gefahrlos möglich.
Die Entnahme der Rückenmarksflüssigkeit erfolgt nur bei dem Verdacht
auf bestimmte Erkrankungen, wie z.B. entzündlichen Erkrankungen des Zentralnervensystems
und ist eigentlich nicht problematischer als eine Blutabnahme.
Der Patient sitzt mit stark gebeugtem Rücken, während der Arzt mit
einer dünnen Nadel zwischen zwei Lendenwirbeln bis in den Flüssigkeitsraum
des Wirbelkanals eingeht. Es werden wenige Milliliter Liquor entnommen und die
Nadel wird wieder entfernt.